Meine ersten Eindrücke

Der erste Blick auf Malawi

Ich melde mich zum ersten Mal aus Malawi. Nach einem langen Flug über Amsterdam und Nairobi bin ich am letzten Freitag gut in Lilongwe gelandet. Meine Projektchefin Harriet Phiri und ihre Tochter haben mich mit dem Auto vom Flughafen abgeholt. Allerdings ging es nicht direkt zu meiner Gastfamilie, sondern erstmal rein in die Stadt zum einkaufen, da die beiden noch Erledigungen machen mussten. Um circa 18 Uhr bin ich dann bei meiner Gastfamilie in Chenyama angekommen und ganz erschöpft ins Bett gefallen.

Am Samstag war ich direkt zu einer Gedenkfeier eingeladen (ebenfalls von Harriets Familie), die zwei Jahre nach dem Tod der Person stattfindet. Es gab Reis, Fleisch, Nsima (der hier weit verbreitete Maisbrei) und Gemüse. Mir wurde direkt beigebracht wie man Nsima mit der Hand rollt und isst. Der Brei an sich ist ziemlich geschmacklos, aber mit etwas Salz eine gute Beilage. Außerdem konnte ich zum ersten Mal Zuckerrohr probieren. Eine klebrige und für mich zu süße Angelegenheit. Auf dem Fest wurde ich von ungefähr jeder Person gefragt, ob ich Alkohol trinke und da uns gesagt wurde, dass das bei Frauen normalerweise eher nicht so angesehen ist, habe ich vorsichtig mit manchmal geantwortet. Was mir besonders gut geschmeckt hat war Thobwa. Ein Getränk aus Maismehl, Wasser und etwas Gebrautem. Soweit ich das verstanden habe ist da zwar Alkohol drin, es wird aber nicht wie welcher angesehen, sondern eher wie alkoholfreies Bier bei uns.

Ich beim Nsima essen

Meine Gatsfamilie hat mich sehr herzlich aufgenommen. Momentan sind zwei Töchter zu Besuch, weil mein Gastvater Paul vor ein paar Wochen einen Schlaganfall hatte und deshalb momentan einseitig gelähmt ist und Pflege benötigt, die meine Gastmutter Rose nicht alleine leisten könnte. Da gerade Schulferien sind sind auch die Kinder dabei. Ein zweijähriges Mädchen, zwei vierjährige Mädchen, eine Neunjährige und zwei Jungs die zwischen 9 und 12 sein müssten. Außerdem eine 16 Jährige die aber unglaublich erwachsen scheint. Ein Sohn der Mitte 20 sein müsste wohnt auch noch auf dem Grundstück in einem kleinen extra Haus.

Meine Gastmutter Rose Mussa und ich

Den Sonntag habe ich also damit verbracht Spiele mit den Kleinen zu spielen. Wie beispielsweise Pada (Kästechenhüpfen) und Klatschspiele.

Am Montag war ich zum ersten Mal bei meiner Arbeit im MASO Projekt. Das Gelände ist riesig und es gibt für die einzelnen Bereiche verschiedene Häuser. Ich wurde dem Team vor Ort vorgestellt und konnte sie kennenlernen. Es besteht soweit ich bis jetzt weiß aus ungefähr 15 Leuten, die mich alle ganz lieb begrüßt haben.

Das MASO-Gelände

Am Dienstag war ich dann das erste Mal den ganzen Tag dort und saß mit in der Schulung für das “Home-based-care Team“. Diese Schulung ging insgesamt zwei Wochen und bildet die Teilnehmenr als häusliche Pfleger aus.

Daran habe ich auch am Mittwoch und am Donnerstag teilgenommen.

Außerdem habe ich bereits die Chefin des Dorfs kennen gelernt und wurde von Harriet zu einer Hochzeit in Blantyre eingeladen, zu der sie mich in zwei Wochen mitnehmen will.

Die Menschen die ich bis jetzt getroffen habe sind alle unglaublich freundlich und offen. Wenn ich durch das Dorf zum Projekt laufe werde ich von allen Seiten gegrüßt. Die ersten Tage haben mich die Kinder oft Lucia gerufen (meine Vorfreiwillige), aber mittlerweile wissen die meisten meinen Namen. Wela, Wela! Denn das R wird hier wie L ausgesprochen.

Die Woche kam mir einerseits unglaublich kurz vor, weil ich soviel Neues erlebt habe, andererseits aber auch sehr lang, da eben alles so langsam ist und ich besonders in den ersten Tagen einen ziemlichen Kulturschock hatte. Dadurch habe ich momentan auch, besonders wenn ich alleine bin, etwas Heimweh und sehne mich nach meinem gewohnten Umfeld. Ich weiß aber auch das ich erst die erste Woche hier bin und ich mich erstmal einleben muss. Ein Problem war für mich die ersten Tage auch, dass meine Familie für mich immer extra Sachen gekocht hat, wie Nudeln die hier teurer sind und aus diesem Grund seltener gegessen werden. Gegessen habe ich dann alleine am Tisch im Esszimmer. Alle anderen haben danach Nsima oder Reis im Wohnzimmer gegessen. Ich weiß, dass das eine respektvolle und freundliche Geste ist, da ich ein Gast bin, trotzdem hat mich das sehr beschäftigt. Von Zuhause bin ich es gewohnt gemeinsam mit allen das Gleiche zu essen und auch mit dem Essen zu warten, wenn jemand noch nicht da ist. Zum Glück konnte ich das Problem lösen, indem ich erklärt habe das ich lieber zusammen mit allen essen würde, weil ich mich dann wohler fühle. An das Waschen mit einer Plastikwanne habe ich mich mittlerweile schon ganz gut gewöhnt, aber unter anderem die Sprache macht mir zu schaffen. Die meisten Menschen die ich hier getroffen habe verstehen zwar Englisch, sprechen aber, besonders untereinander, sehr viel Chichewa. Das Gute ist, dass ich merke wie ich von Tag zu Tag mehr lerne. Ich hoffe bald wenigstens zu verstehen, damit ich die Witze und Unterhaltungen verfolgen kann.

Damit beende ich jetzt erstmal meinen ersten Bericht und sage Tiwonana! (See you!)

P.S. Da mein malawischer Telefonanbieter keine Hotspots unterstützt muss ich leider alle Beiträge auf meinem Handy schreiben und hoffe das sie trotzdem ansehnlich sind…

10 Antworten auf “Meine ersten Eindrücke”

  1. Liebste Wera! Endlich ist es mir , nach beratung von lisa , gelungen deinen Blog zu finden und zu lesen!ich bin erfüllt und begeistert von deinem ,inhaltlich wie von der ausdrucksweise , spannenden Bericht! Vielen Dank!
    Ich denke liebevoll an dich , du weißt ja, du hast einen festen Platz in meinem Herzen .wir bleiben in Verbindung ❤ deine doro

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  2. Wera, ganz toller erster Beitrag ! ich bin sehr sehr gespannt auf alle weitere.
    Hab dich lieb !
    Deine mitfiebernde Mascha

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  3. Liebe Wera, ich bin begeistert von deiner ersten Woche, deinen Erlebnissen.und deinem spannenden Stil. Du vermittelst uns das Gefühl dabei zu sein. Schön, dass du auf dich achtest und deine Gefühle ernst nimmst. Sei gedrückt von Claudia

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  4. Liebe Wera, jetzt komme ich auch endlich dazu, dir zu schreiben. Also, zunächst bin ich froh, dass du gut angekommen bist und hoffe, dass du dich mittlerweile etwas eingelebt hast. Ich bin sehr beeindruckt, wie schön du über alles schreibst und kann mir gut vorstellen, dass all die neuen Eindrücke schon etwas überwältigend sind. Und alles ist bestimmt auch seeehhr spannend. Wie geht’s dir denn jetzt? Hoffentlich ist das Heimweh nicht zu groß. Ich bin gespannt, wie schnell du die neue Sprache lernst, um bald selber Witze erzählen zu können.
    Wir fahren am Freitag nach Frankreich in die Provence. Von da aus melde ich mich mal. Kann man dir eigentlich auch analoge Post schicken. Fühl dich umarmt von Angela + Gilli.

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    1. Liebe Angela+Gilli, mir geht es mittlerweile immer besser hier. Das Heimweh ist nur noch selten da und ich lebe mich mehr und mehr ein. Das mit der Sprache wird wohl noch ein bisschen dauern, aber ich arbeite dran… Mit analoger Post wird es hier leider schwer, weil ich keine Adresse habe, deshalb bin ch das kommende Jahr wohl nur digital erreichbar, freue mich aber auch darüber sehr.
      Liebe Grüße und viel Spaß in Frankreich. Yendani bwino! (Gute Reise!) Eure Wera

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